Impuls zum Palmsonntag

Von Andreas Barzen, Gemeindereferent

Wer so lebt und liebt wie Jesus, ist unweigerlich Missverständnissen ausgesetzt. So richtete sich auch manch falsche Hoffnung auf ihn: Viele zur Zeit Jesus glaubten, dass er der neue König sei und sie von der damals im Land herrschenden römischen Besatzungsmacht befreien würde. Diese politische Erwartung hat Jesus jedoch nicht erfüllt. Wenn er nur ein solcher Befreier gewesen wäre, dann wäre er heute längst vergessen.

Das Reich des Mannes, der am Palsonntag auf einem Esel nach Jerusalem einzieht, „ist nicht von dieser Welt“ (Johannes 18,36) Er hat sich aber zur Aufgabe gemacht, unsere Kontakte weit über den Tod hinaus in die neue Welt Gottes zu öffnen.

Für meine Beziehung mit Gott ist es nicht unwichtig, wer Jesus Christus für mich ist. Er ist zum Beispiel keiner, der die alltäglichen Probleme wegnimmt. Er verhindert und beendet nicht die weltweiten Kriege. Er nimmt uns nicht das Leid, das zu unserem Leben dazugehört. Er ist aber derjenige, der für die Überwindung des Leidens und Sterbens und die Verwandlung des Lebens steht und uns diese eröffnet.

Sie haben sicherlich schon selbst erleben müssen, wie verletzlich das Leben sein kann, wie brüchig Anerkennung, Ruhm und Ehre sind. Wenn wir die Leidensgeschichte von Jesus bedenken, dann können wir vielleicht so manches von unserer eigenen Leidens- und Kränkungsgeschichte erkennen. Jede einzelne Station unserer eigenen Leidenswege lassen sich dort wiederfinden, wie etwa die Vergänglichkeit von Ruhm in den Hosianna-Rufen am Palmsonntag und dem „ans Kreuz mit ihm, ans Kreuz“ an Karfreitag.

Der Einzug Jesu in Jerusalem, den wir am Palmsonntag feiern, ist Auftakt der leidvollen Zeit Jesu bis zu seinem Tod, den wir an Karfreitag bedenken. Die Karwoche bietet sich somit an und kann eine Chance sein, sich mit der eigenen Lebensgeschichte auseinanderzusetzen und dadurch Heilung und Erlösung zu erfahren.

(nach Albert Biesinger „Gott mit neuen Augen sehen“ 2012)

Andreas Barzen, Gemeindereferent

Palmsonntag, Evangelium und Palmbuschel
(Bild: Christine Limmer, Pfarrbriefservice.de)