Plakat zur Marzellinus Musik "Orgelmusik zur Fastenzeit" (Foto: Pferrei Vallendar)

Die Konzerte der Marzellinusmusik-Reihe finden jeweils am ersten Sonntag im Monat statt und widmen sich verschiedenen kirchenmusikalischen Themen; außerdem laden sie ein, sich Zeit für Musik und Besinnung zu nehmen.

Orgelmusik zur Fastenzeit

Marzellinusmusik am 05. März 2023

Kantor Johann Schmelzer und Pfarrer Martin Laskewicz der Katholischen Pfarrei St. Maria Magdalena Vallendar laden für Sonntag, 05. März 2023, um 18:00 Uhr in der Pfarrkirche Vallendar zu einer Veranstaltung der Reihe Marzellinusmusik unter der Überschrift „Orgelmusik zur Fastenzeit“ ein. Neben einem geistlichen Impuls werden Werke von Merula, Buxtehude, Bach und Widor zu Gehör gebracht. Die Musik spannt damit einen Bogen vom Frühbarock bis zur französischen Orgelsinfonik. Dabei sind die Werke so gewählt, dass sie dem nachdenklichen und das Leiden Jesu betrachtenden Charakter der österlichen Bußzeit unterstreichen; dennoch bietet das Programm auch einen abwechslungsreichen Bogen an Formen, Stimmungen und Kontrasten.

Der Eintritt zur Marzellinusmusik ist frei, um eine freiwillige Spende bei der Türkollekte wird gebeten.

Musik von Tarquinio Merula

Die Eröffnung des Programmes erfolgt mit zwei Orgelwerken des italienischen frühbarocken Meisters Tarquinio Merula (1595-1665), der unter Zeitgenossen für seine innovativ kühne musikalische Sprache, die gleichermaßen auch kontrapunktische Künste nicht vermissen ließ, berühmt und geachtet war. Die „Toccata del secondo tono“ stellt unterschiedlich gestaltete Episoden in kontrastierender Weise zwischen Akkordpassagen, virtuosem Laufwerk und motivisch imitatorischen Elementen gegenüber. Die „Sonata cromatica“ etabliert als Motiv den “Passus duriusculus”, eine chromatisch abwärtsschreitende Halbtonfolge, die in der musikalischen Sprache der damaligen Zeit rhetorisch für Affekte von Leid, Schmerz, Kummer u.ä. gebraucht wurde. Das Thema wird zunächst einstimmig vorgestellt, sodann wachsen die Stimmenzahl und das rhythmische Tempo des Satzes in mehreren Steigerungswellen weiter an.

Musik von Johann Sebastian Bach

Im Zentrum des Konzerts steht die Partita über den Choral „Ach, was soll ich Sünder machen?“ von Johann Sebastian Bach (1685-1750), das diesen Choral in unterschiedlichen Farben und Satztechniken variiert und betrachtet. Die zu Grunde liegende Melodie stammt von Enoch Gläser (1653), der Text wird Johann Flittner zugewiesen (1661). Die erste Strophe dieses Chorals lautet: „Ach, was soll ich Sünder machen? Ach was soll ich fangen an? Mein Gewissen klagt mich an, es beginnet aufzuwachen. Dies ist meine Zuversicht: Meinen Jesum lass ich nicht.

Musik von Charles Marie Widors

Den Abschluss des Konzertabends bilden vier Sätze aus Charles Marie Widors (1844-1937) Sinfonie Nr. 3 in e-moll Op. 13/3. Hier zeigt sich Widor, dessen Musik allgemein ja hauptsächlich eher als extrovertiert und emanzipiert wahrgenommen wird, durchaus von einer ernsten und tiefgründigen Seite. Der Eröffnungssatz des „Prelude“ erinnert nicht nur wegen seiner Tonart e-moll, sondern vielmehr auch durch seinen Takt und die Gestaltung des melodischen Geschehens an den Eingangschor von Bachs Matthäuspassion. Auffällig ist zudem, dass das „Final“ nicht im vollen Pleno der Orgel vorgetragen werden soll, sondern mit einer für diesen Satztypus eher ungewöhnlich kleinen Registrierung auskommt. Zudem ist der Schluss nicht als wuchtige Schlusscoda gestaltet, sondern verebbt im Gegenteil in einem Decrescendo. So entsteht der Eindruck, dass der ernste Charakter des Beginns auch wirklich durchgehalten werden soll.