Sommer-Impuls

von:
Martin Laskewicz

Pfarrer

 

„Sonnengesang“

Liebe Geschwister im Glauben!

Alle, die Urlaub machen, freuen sich über schönes Wetter. Aber mit Beginn der Sommerferien begann es zu regnen: schlechtes Wetter für Ausflüge und Aktivitäten im Freien… Man kann in unseren Breiten kaum nachvollziehen, dass der Juli der heißeste jemals auf der Erde gemessene Monat war. Deshalb freut sich andererseits die Natur gerade über den vielen Regen. Schlechtes Wetter ist also zugleich auch gutes Wetter. Es kommt auf die Perspektive an.

Als der heilige Franz von Assisi schon sehr geschwächt war, betete er viel und erhielt so die Gewissheit, dass er durch das Ertragen der Krankheit zur ewigen Freude des Himmelreichs gelangen werde. Hierüber freute er sich so sehr, dass er im Winter 1224/1225 ein Lied dichtete, das „Loblied der Geschöpfe“, besser bekannt als der „Sonnengesang”. Diese Hymne auf die Schöpfung ist außergewöhnlich, weil der Text in der Volkssprache des 13. Jahrhunderts verfasst wurde und das älteste Zeugnis der italienischen Literatur ist. Der Sänger lobt Gott gemeinsam mit allen Geschöpfen und fühlt sich diesen geschwisterlich verbunden. Die Gestirne, Wasser, Feuer, den Wind und die Erde, ja sogar den Tod spricht er mit „Schwester“ oder „Bruder“ an. Auf das Wetter bezieht sich die vierte Strophe: „Gelobt seist du, mein Herr, / durch Bruder Wind und durch Luft und Wolken / und heiteres und jegliches Wetter, / durch das du deinen Geschöpfen Unterhalt gibst.“

Der heilige Franziskus lehrt uns, mit Gelassenheit die Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können – auch „jegliches“ Wetter – und dass man trotzdem glücklich werden kann. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen (weiterhin) einen schönen Sommer!

Ihr Pastor
Pfarrer Martin Laskewicz

 

Aus dem Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi (Foto: Bewölkter Himmel über weitem Land, fietzfotos pixabay)

Aus dem Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi (Foto: Bewölkter Himmel über weitem Land, fietzfotos pixabay)

 

Sie finden den „Sonnengesang“ in der Übersetzung von Bruder Leonhard Lehmann OFMcap im Gotteslob unter Nr. 19, 2.