Impuls

zum 25. Sonntag im Jahreskreis (24.9.2023)
– Evangelium: Mt 20,1-16

von:
Andreas Barzen
Gemeindereferent

Gott rechnet nicht auf …
Liebe Gemeinde,

heute sende ich Ihnen Grüße von einem für mich ganz besonderen Ort; einem Ort der Stille und des Friedens, aus dem Carmel de la Paix in Mazille. Ich verbringe hier Tage in der Gemeinschaft der Karmelitinnen auf dem Hügel des Friedens im Burgund. Da passt das Evangelium vom 25. Sonntag im Jahreskreis vom gerechten Gutsbesitzer sehr gut.

Überall wo wir hinschauen, die Kirche leider nicht ausgenommen, wird der Mensch an seiner Leistung gemessen und nach seiner Leistung entlohnt. Hier im Karmel jedoch ist das anders. Hier ist jeder gleich, egal was er leistet. Hier im Karmel wird jeder versorgt und jeder erhält das, was er oder sie zum täglichen (Über-)Leben benötigt: Ein Dach über dem Kopf, ein Bett, vier Mahlzeiten in Gemeinschaft und ebenso viele Zeiten des gemeinsamen Gebetes und der Stille.

Jede/jeder schöpft aus dem gleichen Angebot und nimmt sich das und so viel, wie sie/er braucht. So wird auch am Ende bei der Bezahlung nicht abgerechnet, sondern jede/jeder gibt der Gemeinschaft so viel, wie ihr/sein Budget es zulässt und verkraften kann.

Beim Gleichnis vom gerechten Gutsbesitzer ist das ähnlich. Es verweigert jede Aufrechnung oder in diesem Fall besser Abwertung individueller Leistungen. Der Gutsbesitzer benachteiligt niemanden; jede und jeder bekommt gleich viel, egal, wie lange sie oder er gearbeitet haben. Somit erzählt das Gleichnis von der unglaublichen Güte Gottes bzw. der Gerechtigkeit Gottes, der allen, ganz egal, was sie leisten, das gibt, was sie brauchen: den Lohn für einen Tag: das, was es braucht, um für den nächsten Tag gut versorgt zu sein.

Andreas Barzen
Gemeindereferent

Anmerkung: Ein Denar war zur damaligen Zeit ein durchschnittlicher bis guter Tageslohn, das, was eine Familie zum täglichen (Über-)Leben benötigte.

 

Das Kloster „Carmel de la Paix“ der Karmelitinnen in Mazille/Burgund, Frankreich

Foto: Éditions Carmel de la Paix