Impuls

von:

Andreas Barzen
Gemeindereferent

Zur Firmung: 7 Gaben des Hl. Geistes

Liebe Gemeinde,

Am 4. November wird Weihbischof Franz Josef Gebert 24 Jugendlichen in unserer Pfarrei das Sakrament der Firmung spenden. In einem alten Gebet wird er die sieben Gaben des Heiligen Geistes auf die Firmlinge herabrufen:

Allmächtiger Gott, Vater unseres Herrn Jesus Christus, du hast diese Christen in der Taufe von der Schuld Adams befreit, du hast ihnen aus dem Wasser und dem Heiligen Geist neues Leben geschenkt.

Wir bitten dich, Herr, sende ihnen den Heiligen Geist, den Beistand. Gib ihnen den Geist der Weisheit und der Einsicht, des Rates, der Erkenntnis und der Stärke, den Geist der Frömmigkeit und der Gottesfurcht.

Durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Ein Gebet, das vielleicht angestaubt klingt, aber keinesfalls lebensfremd sein kann, weil das, worum da gebeten wird, schon immer wichtig für die Menschen war. Auch die Zahl „7“ ist ein Zeichen der Fülle. Es besagt, dass Gott aus uns ganze – erfüllte – Menschen machen möchte.

Beim letzten Treffen mit den Firmbewerber*innen haben diese versucht, die alten Wörter neu zu übersetzten und damit auszudrücken, was sie für junge Menschen heute bedeuten können. Was da entstanden ist, können Sie nachfolgend lesen. Rechts gibt es eine Kurzfassung.

Ihr
Andreas Barzen,
Gemeindereferent

 

Die Gabe der Weisheit

 Als erste von den sieben Gaben des Heiligen Geistes wird die Weisheit genannt. Was aber ist Weisheit?

Weisheit ist nicht mit menschlicher Intelligenz gleichzusetzen und lässt sich auch nicht wie der IQ berechnen. Weise zu sein bedeutet auch nicht überdurchschnittlich wissend zu sein. Weise Menschen unterscheiden zwischen Gut und Böse, zwischen richtig und falsch. Weise Menschen sind mit der Gabe Gottes beschenkt, bei einer wichtigen Entscheidung ihre Alternativen „mit den Augen Gottes“ zu sehen, um dann die richtige Entscheidung zu treffen. Weise Entscheidungen sind von daher nicht von Emotionen geleitet, und nicht von Missgunst, Neid, Hass oder Egoismus erfüllt.

Weise Entscheidungen gehen durch die Seele, sie werden im Herzen getroffen.

Weisheit ist somit nicht im Kopf zu Hause, sondern im Herzen. Weise Menschen sehen die Welt mit den Augen der Liebe. Und gerade das macht sie heutzutage rar, die Weisheit.

Die Gabe der Einsicht

„…würde er doch Einsicht zeigen!“ Haben wir das nicht alle schon mal im Kontext Familie, Freundschaft, Beruf gedacht, ausgetauscht, vielleicht auch vorwurfsvoll an ein Gegenüber ausgesprochen?

Einsichtig zu sein, ist für viele keine leichte Übung.

Einsicht zeigen meint: zugeben zu können, dass auch andere Recht haben, die Größe zu besitzen Fehler zugeben zu können und sich zu überwinden, das auch zu sagen.

Da wo Menschen zu ihren Fehlern stehen, sie nicht übertünchen, sich nicht herausschwindeln, wo Menschen auch fair mit den Fehlern anderer umgehen, wo Menschen darum wissen, dass sie nicht das Maß aller Dinge sind und es auch nicht sein müssen und zugeben, dass auch sie Ecken und Kanten haben, da wirkt Gott. Da ist sein Geist, da waltet der gute Geist Gottes.

Die Gabe des Rates

„Guter Rat ist teuer“, so sagen wir, wenn wir vor der Lösung einer schwierigen Aufgabe oder Lebenslage sind.

Muss guter Rat aber immer teuer sein?

Hier kommt die gute Nachricht: Als Gabe des Heiligen Geistes ist er sogar kostenlos!

Der Geist Gottes gibt uns Kriterien an die Hand, die uns helfen können, zwischen den uns bietenden Möglichkeiten zu unterscheiden. Er durchdringt unser Herz und macht sozusagen unser Gewissen fähig, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Guter Rat ist wünschenswert und am liebsten von Menschen, die es ernst mit mir meinen, die mir nicht nach dem Mund plappern, die nicht nur sagen, was ich gerne hören will, sondern auch den Mut besitzen, die Wahrheit auszusprechen, auch wenn diese zu hören mir zuweilen schwerfällt.

Durch die Gabe des Rates erleuchtet Gott unser Herz und lässt uns erkennen, wie und wann, was aus-zusprechen ist, wie wir handeln sollen und welcher Lebens-Rat in welcher Situation Not-wenig ist.

Die Gabe der Erkenntnis

Für den Begriff „Erkenntnis“ existiert keine einheitliche Definition. In einer ersten Annäherung kann man Erkenntnis als den Prozess und das Ergebnis eines durch Einsicht oder Erfahrung gewonnenen Wissens bezeichnen.

„Erkennen“ ist immer auch in einer persönlichen Beziehung und Begegnung begründet.  

Erkennen bedeutet auch merken, spüren, erfahren, sich auf etwas einlassen oder erwählen. Erkennen wächst auch aus der Begegnung mit mir selbst. Sich selbst zu begegnen meint, nachzuspüren, wer man ist, was man will, wofür man steht und wohin die Reise geht.

Die Geistesgabe der Erkenntnis schenkt mir Einblick in verborgene Dinge, ich durchschaue Lüge, Heuchelei und Populismus, Wahrheiten kommen ans Licht.

Situationen werden durch den Heiligen Geist erhellt und im Lichte Gottes gesehen, weitergegeben und erlebbar.

Die Gabe der Stärke

Viele Menschen gehen in ihrer Freizeit ins Fitnessstudio und es ist erstaunlich, welche Gewichte zu stemmen so mancher dabei in der Lage ist. Körperliche Stärke reicht jedoch oft nicht aus. Bei der Gabe der Stärke ist ein anderes Verständnis von Stärke gemeint. Wir benötigen auch innere Stärke, die mentale Stärke, um so manches schwergewichtige Problem aus dem Weg zu räumen.

Gemeint sind hier Begabungen und Fähigkeiten und auch diese müssen trainiert werden.

Jeder Mensch ist einzigartig und ein einmaliges „Paket“ aus Begabungen und Fähigkeiten, die für mein Leben und das Leben in Gemeinschaft nützlich sein können. Ein jeder von uns kann somit seinen Mitmenschen und der Welt etwas geben, das niemand sonst zu geben hat.

„In dir Steckt mehr als du denkst!“ Uns Christen wird diese Stärke immer wieder zugesagt, geschenkt durch den Geist Gottes. Eine Stärke, die die Menschen da benötigen, wo ihre Muskelkraft am Ende ist.

Die Gabe der Frömmigkeit und der Gottesfurcht

Frömmigkeit und Gottesfurcht, zwei angestaubte Begriffe, die in unserem heutigen Wortschatz kaum noch Bedeutung finden und wenn, dann eher negativ belastet sind.

Jedoch in Anbetracht, dass es sich bei Frömmigkeit und Gottesfurcht, um Gaben des Heiligen Geistes handeln, die uns ermutigen und für unser Leben dienlich sein sollen, muss etwas anderes dahinterstecken.

Frömmigkeit und Gottesfurcht sind Geistgaben, die eine Haltung und sich in der Ausgestaltung meines Lebens ausdrücken. Gottesfurcht meint nicht: Du musst Angst vor Gott haben. Ehrfurcht trifft es da besser.  

Praktizierende Frömmigkeit und Gottesfurcht lassen deutlich werden, wie ich die Welt, den Menschen und Gott sehe und dadurch mein Denken und Handeln beeinflussen. Sie lassen in meiner Lebensweise durchscheinen, dass ich Gott und den Menschen und seine gesamte Schöpfung als eine Gesamtkomposition ansehe und ich mir darin bewusst bin, dass ich selbst ein Teil dieser Schöpfung und somit dieser Gottheit bin.

Wenn ich dieses Bewusstsein internalisiert habe, dann bin ich ein frommer Mensch mit Gottesfurcht.

Wir brauchen uns also vor Gott nicht klein zu machen, er braucht nicht unser Kleinsein für sein Großsein. Aber je größer wir Gott denken, desto größer denken wir vom Menschen, weil Gott sich in ihm widerspiegelt.

 

Die Gaben des Geistes (Grafik: "Begeisterung" von Michael Wittenbruch, pfarrbriefservice.de)

Die Gaben des Geistes (Grafik: "Begeisterung" von Michael Wittenbruch, pfarrbriefservice.de)

Die Gaben des Geistes

Um im Leben nicht ziellos zu werden, braucht es die Gabe der Weisheit. Sie hilft erkennen, was im Leben wirklich zählt.

Um hinter die Dinge schauen zu können und sich nicht blenden zu lassen vom äußeren Schein braucht es die Gabe der Einsicht. Sie beinhaltet auch, Fehler zugeben und Falsches wieder in Ordnung bringen zu können.

Wenn ein Freund um Rat bittet, ist es wichtig, aufmerksam zuzuhören, um zu verstehen und gemeinsam eine gute Lösung zu suchen. Die Gabe des Rates ist da eine gute Hilfe.

Die Gabe der Erkenntnis hilft, den Sinn des Lebens und die Wahrheit zu erkennen und zwischen Recht und Unrecht sowie Gut und Böse zu unterscheiden.

Die Gabe der Stärke hilft, den Anforderungen des Lebens mit Rückgrat, Kraft und Mut Stand zu halten.

Im hektischen Alltag abschalten zu können und sich auf das Wesentliche zu besinnen, dem dient die Gabe der Frömmigkeit. Meditation, Gebet und biblische Texte können Kraft geben, das Leben zu meistern.

Ehrfurcht vor Gott, vor seiner Schöpfung, vor jedem Menschen und allem, was lebt schenkt die Gabe der Gottesfurcht. Sie will ein angstfreies Leben ermöglichen.