St. Marzellinus und Petrus Vallendar
Pfarrkirche
Kirchstraße 27, 56179 Vallendar
Gottesdienste

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Aus der Pfarrgeschichte
Der Bau der Koblenzer St. Kastor-Kirche am Rhein außerhalb der Stadtmauer und deren Weihe durch Bischof Hetti im Jahre 836 war – neben einem seelsorgerischen Interesse des Bischofs – eine kirchenpolitische Maßnahme, die Position Triers am Mittelrhein zu festigen und auszubauen. In diesem Zusammenhang muss auch die zeitgleiche Fertigstellung einer Kirche auf der anderen Rheinseite, in Vallendar, gesehen werden. Auch diese Kirche wurde im Jahre 836 zu Ehren der römischen Katakombenmärtyrer Marzellinus und Petrus durch Bischof Hetti geweiht. Außer dem frühen Patrozinium ist uns von dieser Kirche nichts überliefert.
Diese frühmittelalterliche Kirche des Hetti mag um die vierhundert Jahre gestanden haben, als es im dreizehnten Jahrhundert zum Bau einer zweiten Kirche in Vallendar kam. Diese Kirche war der Mittelpunkt des größten Seelsorgebezirks in den rechtsrheinischen Teilen der alten Trierer Diözese. Um 1501 wurde das Westturmpaar durch den heutigen Kirchturm ersetzt. Bis zu acht Geistliche, die sich in einer Priesterbruderschaft zusammengeschlossen hatte, versah hier den Dienst. Diese Kirche bestand sechshundert Jahre.
Die alte Pfarrkirche war gegen Ende des 18. Jahrhunderts zu klein und baufällig geworden. Seit 1792 plante der Pfarrer zusammen mit dem Ortsbürgermeister einen Neubau. Bauplanung und Baufinanzierung zogen sich über Jahrzehnte hin. Als Baumeister wurde 1821 der königliche Bauinspektor Johann Claudius von Lassaulx verpflichtet. Die Weihe der neuen Kirche durch den Bistumsverwalter Weihbischof Dr. Günther fand am 19. September 1841 statt.
Mit Urkunde der Bundesrepublik Deutschland vom 01.08.1988 ist sie die größte Hallenkirche am Mittelrhein und wurde als „Schutzwürdiges Kulturgut“ ausdrücklich bestätigt.
Die Pfarrkirche St. Marzellinus und Petrus
Die Pfarrkirche ist mit ihren 76 m Länge nach dem Trierer Dom die zweitgrößte Kirche des Bistum Trier.
Bei der letzten Innenrenovierung in den Jahren 1995 – 1998 wurde die Altarinsel neu gestaltet.Der Tabernakel aus Bronze ist eingefasst in eine Tabernakel-Stele (Stele = Säule) aus Anröchter Dolomit, dem gleichen Material wie die übrigen Altareinrichtungen. Die Tabernakel-Stele soll den brennenden Dornbusch darstellen. Die entsprechende Alt-Testamentliche Erzählung berichtet, wie Gott dem Moses erschien. Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht. Moses sollte seine Schuhe ablegen und nicht herantreten, denn der Ort der Erscheinung galt als „heiliger Boden“ (2. Mos.3).

Der Ambo hat das Symbol Flammen, das Weihwasserbecken die Symbolik des Wassers und der Altar trägt die Symbole der Weinreben („Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht; denn getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh. 15,5).Unter dem Altar befindet sich das Grab mit den Reliquien der Hl. Marzellinus und Petrus, die während der Christenverfolgung in Rom um 303 durch Enthauptung hingerichtet wurden. Die Reliquien befinden sich seit dem Jahr 836 in Vallendar.
Ausstattung
Die Kreuzigungsgruppe mit einem Christuscorpus aus der Zeit um 1600 stammt der Überlieferung nach aus dem Dom zu Speyer.
Eine Muttergottesstatue (Holz, 170 cm hoch) ist wohl eine niederrheinische Arbeit, die in die Zeit um 1500 einzuordnen ist.
Gleich im Eingangsbereich befindet sich links eines der Bilder für die von Lassaulx entworfenen Seitenaltäre. Dieses Bild „Königin aus dem Morgenland“ wurde 1847 von G. Gassen aus Koblenz gemalt. Unterhalb des Bildes steht die lebensgroße Holzfigur des St. Josef die, ebenso wie die auf der gegenüberliegenden Seite stehenden Figuren des St. Nikolaus und des St. Sebastian, aus der Zeit um 1750 stammen. Sie werden in Verbindung gebracht mit den damals am Ort befindlichen Zünften und Bruderschaften.
In der Altarrundung laden 14 Kreuzwegstationen zum Gebet und zur Betrachtung ein. Die Bilder stammen von dem Vallendarer Künstler Johann Jakob Ignaz Verflassen aus der Zeit um 1846. Der Überlieferung nach dienten u. a. Vallendarer Bürger und Bürgerinnen dem Meister als Modell.
Hier befinden sich auch Altarbilder aus der früheren mittelalterlichen Kirche, die 14 Altäre hatte. Ein Bild zeigt Christus am Kreuz. Hier handelt es sich um den Typus des „Einsamen Kruzifixus“. Eine Darstellung des Gekreuzigten, die vor allem im 16. und 17. Jahrhundert weit verbreitet war (Unbekannter Meister, Öl auf Leinwand).
Das zweite Bild zeigt das Martyrium der Hl. Marzellinus und Petrus. Die Soldaten auf dem Gemälde tragen türkische Uniformen. Demnach dürfte das Werk um die Zeit der Bedrohung durch die Türken – 1683 (Belagerung Wiens) – entstanden sein.
Das Flügelbild aus der Zeit um 1485 – 1490 stammt von dem Meister der Hl. Sippe (Kölner Schule). Das Mittelteil zeigt die Kreuzigung und im Hintergrund die Kreuztragung, die Seitenflügel Christi Geburt und die Anbetung der Könige.
Im geschlossenen Zustand zeigen die Bilder Maria Verkündigung und die Darstellung Jesus im Tempel. Die Seitenflügel wurden wahrscheinlich erst zu einem späteren Zeitpunkt dem Mittelteil beigefügt. Das Flügelbild stammt aus der 1803 aufgelösten Abtei Himmerod und ist ein Geschenk des späteren Weihbischofs Godehard Braun an seine Heimatpfarrkirche.
Der Restaurator des Kölner Wallraf-Richartz-Museum vermerkt in seinen Notizen (1965), dass auf dem Vallendarer Flügelaltar die kostbarsten gemalten Brokatstoffe gezeigt werden, die ihm aus der mittelalterlichen Malerei bekannt sind.

Orgel
Die auf der Empore hochstehende Orgel wiederholt in ihrer Form das Bild des großen Eingangsportals der Westwand. Aus dem alten Prospekt übernommen „krönt“ die Orgel das kurfürstliche Wappen. Die Farbe und das Maß der neuen Orgel und der Empore sind eingestimmt auf die Sprache des Lassaulx’schen Raumes und der Fenster. Die Orgel ist ein Werk der Orgelbaufirma Oberlinger aus Windesheim. Sie hat 48 Register, zusätzliche 4 vorgesehene Register, 3328 klingende Pfeifen (nach Einbau der vorgesehenen Register 3499). Sie wurde 1998 eingeweiht.

Werktagskapelle
Unterhalb der Empore befindet sich die Werktagskapelle. Diese wurde geschafften, um in der großen Hallenkirche einen separaten Platz für Gottesdienste mit geringer Teilnehmerzahl zu ermöglichen. Als Altar dient hier das mit einer Holzabdeckung versehene Taufbecken aus der Zeit um 1840. Auf Sockeln vor den Stützen der Empore befinden sich die Figuren des Heiligen Vinzenz Pallotti und des Seligen Peter Friedhofen (der 1819 in der Vorgängerkirche getauft wurde), an zwei Säulen links und rechts (nicht auf dem Foto zu sehen) auf Konsolen die Kirchenpatrone Marzellinus und Petrus (Holz, ca. 120 cm, um 1730).
(Fotos: Benedikt Ohlig)
Ehemalige Ausmalung
Von der ehemaligen Ausmalung der Gewölbe sind nur sehr wenige Fotos bekannt. Die Pfarrei freut sich, wenn Abbildungen aus Privatbesitz digital oder zum Ablichten zur Verfügung gestellt werden. Bitte wenden Sie sich an das Pfarrbüro, wenn Sie helfen können, das Pfarrarchiv zu vervollständigen.

Abbildung aus der Festschrift 836-1986. 1150 Jahre Pfarrgemeinde St. Marzellinus und Petrus Vallendar, Seite 59.
Die Kirche wurde 1934 von Eduard Goldkuhle zusammen mit Antonius Kellerhaus ausgemalt. Hauptmotiv war eine Christkönigs-Darstellung, begleitet von der Gottesmutter Maria und Johannes dem Täufer, außerdem waren die vier Evangelisten (Evangelistensymbole?) dargestellt.
Der Künstler Eduard Goldkuhle gehörte zur Wiedenbrücker Schule, einer Spielart des Historismus, die auch nach der Blütezeit Ende 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts überregionale Bedeutung hatte. In dieser künstlerischen und kunsthandwerklichen Tradition entstanden vor allem in Rheda-Wiedenbrück (Kreis Gütersloh in Nordrhein-Westfalen) und seiner näheren Umgebung vorwiegend Kunst für kirchliche Ausstattungen.
Abbildung rechts: Christkönigs-Darstellung, noch mit Gerüst, Foto von 1934 (mit freundlicher Genehmigung von P. Heinz Goldkuhle SAC, dem Enkel des Künstlers)

Christkönigs-Darstellung, noch mit Gerüst, Foto von 1934 (mit freundlicher Genehmigung von P. Heinz Goldkuhle SAC, dem Enkel des Künstlers)
In den 1960er Jahren wurden die Gemälde in weiß übermalt. Bei der letzten Renovierung in den 1990er Jahren kam eine ältere Ausmalung (bauzeitlich oder von 1872) zum Vorschein, die in einigen “Fenstern” sichtbar gemacht wurde.