Impuls
zum 15. Sonntag im Jahreskreis
von

Andreas Barzen
Gemeindereferent

Vom Säen und Ernten

„Ja, wo sind denn Ihre Kommunionkinder und deren Familien geblieben?“ Diese Frage wird mir Jahr für Jahr, spätestens dann, wenn die Kommunionen gefeiert sind, immer wieder gestellt. „Jetzt haben Sie sich solche Mühe gemacht, Zeit und Energie aufgewendet, und alles umsonst!“

Alles umsonst? Ich sehe das meist etwas gelassener und glaube nicht, dass alles umsonst war. Das Evangelium vom 15. Sonntag im Jahreskreis stärkt mich dabei in meiner Hoffnung.

Jesus greift in diesem Evangelium ein Bild aus der alltäglichen Erfahrungswelt des Sämanns auf. Für uns moderne Menschen entsteht vielleicht der Eindruck, dass der Sämann bei seiner Arbeit sehr ungeschickt vorgeht, denn wir denken an die deutlich abgegrenzten Felder unserer Landschaft. Da passiert es kaum, dass der Samen auf den Weg fällt.

In der Welt von Jesus ist das aber normal: Der Acker war auf der dünnen Erdkrume im felsigen Land. Immer wieder kommen irgendwo Steine und Felsen hervor, ohne dass man es beim Säen erkennt. Auch die Wege verlaufen einfach dort, wo Platz ist, ohne eine Abgrenzung. Der unterschiedliche Ertrag (30-fach, 60-fach, 100-fach) auf dem guten Boden kann mit dem Phänomen der Bestockung erklärt werden. Aus einem Samen kann nicht nur ein Halm (das ergab ca. 30 Körner), sondern es können auch mehrere wachsen. Dann bringt ein Korn den 100-fachen Ertrag.

Übertrage ich dieses Bild des Sämanns auf meine Arbeit, dann vertraue auch ich getrost darauf, dass der Same, den ich ausstreue, auf guten Boden fällt. Denn auch ich kann beim Säen nicht erkennen, auf welchen Boden mein Same fällt. Ich weiß ja nicht, wie es tief unter der Oberfläche des Menschen, mit seinem Glauben aussieht.
Auch Eltern, mit denen ich ins Gespräch komme, und die gegenüber ihren erwachsenen Kindern bedauern, dass all ihr Mühen, den Kindern den Glauben zu vermitteln, umsonst war, gebe ich gerne diese Hoffnung mit.

Wir können nur säen und dabei müssen wir wahrlich nicht sparsam sein. Was jedoch letztendlich dabei rauskommt, welcher Same aufgeht und welcher nicht, das liegt dann nicht nur mehr in unserer Hand. Oft lassen sich aber auch Erfolge erkennen. Nicht immer 30-, 60- oder 100-fach, nein. Wenn der Same überhaupt zu keimen beginn, ist das allein doch schon ein Grund zur Freude.

Andreas Barzen
Gemeindereferent

 

Weizenfeld (Foto: Ralf Kunze, pixabay.de)

Weizenfeld (Foto: Ralf Kunze, pixabay.de)