Impuls zu Joh 8,1-11,
zum 5. Fastensonntag

Wort in die Woche

von
Andreas Barzen

Gemeindereferent

Jesus schenkt einen Neuanfang

„Wirf nicht den ersten Stein, wenn du im Glashaus sitzt“ dieses Sprichwort bringt auf den Punkt, was das Evangelium vom 5. Fastensonntag vermitteln möchte. Joh 8,1-11 erzählt von der Begegnung Jesu mit einer Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde und von den Pharisäern und Schriftgelehrten vor Jesus gebracht wird. Sie fordern, dass sie gesteinigt wird, wie es das Gesetz Mose vorschreibt. Mit den Worten: „Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein“, stellt Jesus sich aber zwischen die Frau und ihre Ankläger und fordert alle heraus, sich ihrer eigenen Unvollkommenheit bewusst zu werden. Niemand ist in der Lage, ohne Fehler zu leben – und genau hier beginnt das Wunder der Gnade. Denn das Gesetz ist für den Menschen da und soll dem Leben dienlich sein und nicht, wie in diesem Fall, den Tod bringen, das war Jesus immer wichtig.

Allzu oft und viel zu schnell urteilen auch wir über andere, ohne uns selbst zu hinterfragen. Gerne schauen wir auf die Fehler anderer, ohne die eigenen Schwächen zu sehen. Wer sich aber seiner eigenen Unvollkommenheit bewusst ist, wird weniger geneigt sein, andere zu verurteilen. In einer Welt, die uns zur schnellen Kritik und Beurteilung anstiftet, lädt uns diese Geschichte dazu ein, innezuhalten und uns selbst ehrlich zu betrachten. Diese Haltung trägt dann dazu bei, eine Kultur der Vergebung und des Verständnisses zu schaffen, in der Menschen nicht durch ihre Fehler definiert werden, sondern durch die Möglichkeit der Veränderung und des Neuanfangs.

Und hier kommt das Konzept der „Tabula Rasa“ ins Spiel; der „leeren Tafel“ die einen Zustand der Unbefangenheit und Offenheit beschreibt. Wenn ich mich von meinen Vorurteilen und der Neigung, schnell zu urteilen, befreie, entsteht Raum für einen Neuanfang – für mich selbst und für andere. Und genau das tut Jesus: Er schenkt der Frau eine zweite Chance, eine „leere Tafel“, auf der sie neu beginnen kann. Ohne das Gewicht des Vergangenen bekommt sie die Möglichkeit, sich zu verändern und ihren Weg zu gehen.

Wann habe ich das letzte Mal eine „Tabula Rasa“ gemacht – mit mir selbst oder mit anderen? Wann habe ich den Mut gehabt, nicht zu verurteilen, sondern zu vergeben und mir selbst und einem anderen einen Neuanfang ermöglicht?

Versuche ich es in der kommenden Woche doch einmal bewusst die „Tabula Rasa“ zu leben: mir selbst und andere mit offenen Herzen zu begegnen. Vielleicht gelingt es mir ja, ein bisschen mehr wie Jesus zu handeln und die Steine, die ich oft so leicht in der Hand halte, beiseitezulegen – für mehr Vergebung, mehr Verständnis, mehr Mitgefühl und mehr Liebe.

Zum Schluss kann ich es mir dann doch nicht verkneifen das auszusprechen, was ich und vielleicht auch Sie, beim Lesen dieses Impulses mitgedacht haben: Sicherlich täte es auch in Teilen unserer Kirche gut, sich am Handeln und am Umgang Jesu mit und an den Menschen ein Beispiel zu nehmen.

Andreas Barzen, Gemeindereferent

 

Ihr Anliegen

    Gemeindebrief

    Pfarrei Vallendar

    Beuelsweg 4
    56179 Vallendar

    Telefon: 0261 963190
    E-Mail: pfarrei.vallendar@bistum-trier.de