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Unter der Überschrift „Gott sei Ernte Dank!“ gestaltet Kantor Johann Schmelzer am Sonntag, 06. Oktober 2024, um 18.00 Uhr eine musikalische Andacht in der Pfarrkirche St. Marzellinus und Petrus Vallendar (Kirchstraße 27) im Rahmen der regelmäßigen Veranstaltungsreihe „Marzellinusmusik“. Traditionell wird am ersten Sonntag des Monates Oktober das Erntedankfest begangen. Dabei richtet sich der Blick der Christen auf Gott, den Schöpfer allen Seins, von dem wir auch das im „Vater unser“ erbetene „tägliche Brot“ erbitten. Entsprechend möchten die Werke dieser Marzellinusmusik Gott ausdrücklich Lob und Dank zollen. Mit drei größeren Werken der deutschen Romantik und Spätromantik von Sigfrid Karg-Elert, von Herzogenberg und Reger werden thematisch, strukturell und im Hinblick auf die musikalische Sprache sehr unterschiedliche Akzente gesetzt. Diakon Dirk Mettler wird im Rahmen eines spirituellen Impulses den Dank für die Gaben der Natur thematisieren und somit den Grundtenor des Abends vertiefen. Im Rahmen der Veranstaltung wird um eine freiwillige Spende bei der Türkollekte gebeten.
Eröffnet wird der Abend mit der „Sonatine für Orgel“ Op. 74 des Komponisten Sigfrid Karg-Elert. Ursprünglich in Oberndorf am Neckar geboren, jedoch ab 1882 in Leipzig ansässig und unter anderem dort in musikalischer Ausbildung, Studium und ersten Anstellungen aktiv, entwickelte sich Karg-Elert zu einem teils auch international anerkannten und tätigen Komponisten. Er hinterlässt ein umfangreiches Werk an Klavier-, Kammer-, Orgel-, Harmonium- und Vokalmusik und stand mit seiner sehr charakteristischen Tonsprache in einem gegensätzlichen Verhältnis zum ebenfalls in Ostdeutschland wirkenden Zeitgenossen Max Reger und dessen Förderern.
Die „Sonatine“ ist rein vom Begriff her als Titel für dieses Werk durchaus eine charmante Untertreibung, handelt es sich doch allein angesichts der äußeren Dimensionen um ein beeindruckendes Werk von etwa 20 Minuten Länge.
Somit entspricht es vom Umfang her durchaus den späteren Sonaten Josef Rheinbergers oder der zweiten Sonate Max Regers.
Im Unterschied zu den drei- bis viersätzigen Sonaten Rheinbergers und Regers ist aber Karg-Elerts Sonatine in zwei Sätze gegliedert, was angesichts der Länge des Stückes überrascht. Jedoch verwendet der Komponist eine derartige Vielfalt unterschiedlicher musikalischer Einfälle, dynamischer Spannbreiten und farbgebender Facetten, dass zu keinem Zeitpunkt das Gefühl einer Langatmigkeit entsteht. Zudem darf man Karg-Elerts Idee, das Stück ab einem gewissen Zeitpunkt musikalisch quasi wieder „zurück zu spulen“, durchaus als eine augenzwinkernde Attitüde bezeichnen. Den Abschluss des Werkes bildet eine feierlich hymnische Coda im Pleno.
Heinrich von Herzogenberg entstammte einem französischen Adelsgeschlecht, wurde in Graz in Österreich geboren und studierte in Wien Jura und Musik.
Über seine Frau, eine begabte Sängerin und Pianistin entstand Kontakt zu Johannes Brahms. 1872 übersiedelte die Familie nach Leipzig, wo Herzogenberg unter anderem mit Philipp Spitta den Leipziger Bachverein gründete und teils auch leitete. Hier stand die Beschäftigung mit dem Bach´schen Kantatenwerk im Zentrum seiner Arbeit. So verwundert es nicht, dass neben Brahms auch Bach maßgebliche Impulse für seinen eigenen Kompositionsstil lieferte.
Herzogenberg schrieb zwei Sinfonien, Kammermusik und Chorwerke, Orgelmusik, Klavierstücke und Lieder.
Die Phantasie für Orgel über den Choral „Nun danket alle Gott“ besteht aus drei Sätzen, die für sich als eigenständige musikalische Aussagen stehen.
Im ersten Satz wird der Choral in kanonischer Form gänzlich im Diskant durchgeführt, während zwei Unterstimmen ein kontrapunktisches Geflecht bilden. Der zweite Satz ist als wiegende Pastoralmusik gehalten, die Melodiefragmente des Chorales verzierend aufgreift und mit Echoeffekten arbeitet. Im dritten Satz werden Choralzitate in einem fugierten und bewegten Allegro durchgeführt und in einer Steigerung zu einem wuchtigen Schluss geführt.
Max Reger gilt als „Orgeltitan“ der ausgehenden Spätromantik und steht mit seinem Stil am Übergang von Romantik und Moderne.
Der Zyklus der Choralfantasien für die Orgel ist als ein erstes, meisterlich ausgereiftes Statement eines aufstrebenden jungen Komponisten zu sehen stellt bis heute einen absoluten Gipfelpunkt der Orgelmusikgeschichte dar.
Die Fantasie über den Choral „Halleluja, Gott zu loben“ Op. 52/3 bildet im Reigen seiner Choralfantasien den Schlusspunkt und stammt aus dem Jahre 1900.
Die zu Grunde gelegte Choralmelodie wurde von Johann Georg Bäßler komponiert, während der Text auf Matthias Jorissen zurückgeht. Der Choraltext Jorissens paraphrasiert den 146. Psalm, der in seinen Kernaussagen Gott als Schöpfer, dessen Fürsorge, Beistand und Verlässlichkeit huldigt.
Regers Fantasie folgt formal grob dem Aufbau „Introduktion – Variation – Fuge“. Entlang der einzelnen Choralzeilen illustriert Reger mit unglaublicher musikalischer Akribie die Aussagen des Textes und setzt dabei alle zur Verfügung stehenden Mittel der spätromantischen orchestralen Orgel ein. Dazu gehören starke dynamische Fluktuation, farbliche Wechsel und Kontraste und die Hervorhebung melodieführender Stimmen gegenüber der Begleitung. Satztechnisch werden die Stimmungen und Affekte ihrerseits mit kompositorisch unterschiedlichen Mitteln wiedergegeben. Dabei arbeitete Reger auch mit einer symbolhaft ausdeutenden Motivik. Das Prinzip der „musikalischen Rhetorik“ lernte Reger in jungen Jahren vor allem auch in der Auseinandersetzung mit Bachs Musik kennen.